Vereinsgeschichte

Vom Turnverein zum SGV

Um den mehrstimmigen Chorgesang zu pflegen hatten sich schon anno 1864 sangesfreudige Männer in Heutingsheim zusammengefunden. Über drei Jahrzehnte war der „Liederkranz Heutingsheim“ der einzige Verein am Ort. Bis die Turner kamen.


Turnverein Heutingsheim

87 Jahre nach Turnbeginn von Friedrich Ludwig Jahn auf der Hasenheide in Berlin hatte Ludwig Wied am 5. Juni 1898 im Gasthaus „Zum Löwen“ eingeladen, um den Verein ins Leben zu rufen. Der erste „Turnrat“ (Vorstand) des Turnverein Heutingsheim bestand aus den beiden Vorsitzenden Jakob Glaser und Ludwig Blumhardt, dem Kassier und „Zeugwart“ Karl Klett, den beiden „Turnwarten“ Ludwig Wied und Karl Fischer und Wilhelm Kurrle als Beisitzer. 21 Mitglieder und einige „Zöglinge“ zählte der junge Verein- doch alles, was sie hatten, waren ihre Begeisterung und der Wunsch zu turnen. Da sie nicht einmal einen Übungsplatz hatten, turnten sie zunächst auf dem Bahnhofsvorplatz. Mit Spenden wurden die notwendigen Geräte beschafft und die erfolgreiche Übungsarbeit begann. 1902 in Lauffen beim ersten  Gauturnfest, an den die Heutingsheimer teilnahmen, errangen sie den 2. Platz in der Stärkeklasse II, und im Jahr drauf in Kornwestheim, gab es beim „Vereinswettturnen“ einen „Preis II.Klasse“. Für den jungen Verein, der bei schlechter Witterung seinen Übungsbetrieb in kurzfristig angemietete Scheunen verlegen musste, waren dies Ergebnisse, auf die man stolz sein konnte. Im Oktober 1906 reichte der Turnverein das Baugesuch für eine Turnhalle ein. Alles ging ganz schnell. Bereits im Februar 1907 wurde mit dem Bau  zwischen Bahndamm und Feldweg (heute Gründelbachstraße) begonnen und schon am 11. August desselben Jahres fand die feierliche Einweihung statt. Auch damals herrschte in den Vereinskassen schon Ebbe. Dies beeinträchtigte jedoch nicht die turnerische Arbeit. Am 24. Juli 1910 richteten die Heutingsheimer das Gauturnfest des Schillergaues aus und holten sich den 1. Preis in der Stärkeklasse 1. Zum 15. Jahrestag, am 25. Mai 1913, war das Fest der Fahnenweihe. Die Jahre bis 1920 waren geprägt durch die Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit.

Sportverein Heutingsheim

Im April 1920 hatte man begonnen über eine Vereinigung der drei sporttreibenden Vereine am Ort nachzudenken. Der Radfahrverein „Wanderlust“, der „Fußballclub Spartania Heutingsheim“ und der Gesangverein „Liederkranz“ zeigten an einem „Kulturring“ mit dem Turnverein Interesse. Am 27. November 1921 beschloss eine außerordentliche Generalversammlung die Fusion, und gab den neuen Verein den Namen „Sportverein Heutingsheim“ 1923 feierte der Sportverein sein 25jähriges Jubiläum. Es war das Jahr der höchsten Inflation. Im Februar wurde der Vierteljahresbeitrag für Mitglieder auf 250 RM festgesetzt, musste für das 2. Vierteljahr aber bereits auf 1000 RM erhöht werden. Es wurde dennoch ein richtiges Jubiläumsjahr mit sportlichen Veranstaltungen, Kinderfest und Ehrungen. 1930 wagte sich der Verein an ein „Jahrhundertwerk“: Den Bau eines „richtigen Sportplatzes. An Pfingsten 1931 konnte der Platz mit einem großen Fest eingeweiht werden. Nicht nur die Fußballer hatten nun endlich ein geeignetes Übungs- und Wettkampfgelände, sondern auch die Leichtathleten der Turnabteilung.

Turnverein Heutingsheim

Doch zwei Jahre später sah alles wieder anders aus. Die „neue Zeit“ war angebrochen, und einen „Sportverein Heutingsheim“ gab es nicht mehr. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde der Sportverein Heutingsheim nicht- wie man hätte erwarten können- aufgelöst, sondern „gleichgeschaltet“ und gab sich wieder den alten Namen „Turnverein Heutingsheim“. Bei den Veranstaltungen zum 40jährigen Jubiläum am 14. August 1938 traten neben 8 Turnern und zahlreichen Schülerinnen und Schüler auch eine Frauenriege mit 24 Turnerinnen in Heutingsheim an. Das Sommerfest am 2. Juli 1939 war das letzte „friedliche Fest“ auf dem alten Sportplatz. Dann kam der Krieg und setzte andere Maßstäbe. Pokale und Ehrenbecher des Turnvereins wurden bei der „Metallspende des deutschen Volkes zum Geburtstag des Führers im Kriegsjahr 1940“ abgeliefert. Nach Ende des Krieges wollten die „übrig gebliebenen“ Mitglieder der drei örtlichen Vereine das Vereinsleben möglichst schnell wieder in Gang bringen.

Sport- und Gesangverein Heutingsheim

Doch es gab ein generelles Versammlungsverbot der Militärregierung, das zunächst auch für noch existierende Vereine galt. Man brauchte eine Genehmigung der Amerikaner, und tatsächlich erhielt man die Unterschrift hierfür. So fand am 21. Oktober 1945 im Gasthaus „Sonne“ die erste Zusammenkunft statt. Das herausragende Ergebnis dieser Versammlung war der Beschluss, künftig alle sportlichen und kulturellen Aktivitäten in einem einzigen Verein zusammenzufassen. Der neue Gesamtverein erhielt den Namen „Sport- und Gesangverein Heutingsheim“ und hatte mit Turnen, Fußball, Radfahren und Gesang, vier Sparten. Bei den Feierlichkeiten zur Einweihung des neuen Sportplatzes im Kasteneck vom 4. bis 6. September 1948 anlässlich des 50jährigen Jubiläums stand der Sonntag ganz im Zeichen des Turnens. Ab September 1950 stand dem SGV die Gemeindehalle für den Sportbetrieb zur Verfügung. Fortan lag der Schwerpunkt in der Jugendarbeit. Zu Beginn waren es etwa nur 10 Kinder, doch schon 1952 übten sich ca. 50 Kinder. Die SGV Halle wurde zu klein und es musste 1959 angebaut werden. 1964 richtete die Abteilung das Gaukindertreffen in Heutingsheim aus. Noch heute sind die Gaukinderturnfeste ein ganz besonderes Ereignis- eigentlich der Höhepunkt des Jahres. Mit den Nachbarvereine Beihingen und Geisingen formierte sich 1958 eine Stamm-Mannschaft junger Turner, die beachtliche Erfolge beim Geräteturnen und den leichtathletischen Disziplinen erzielen konnten. 1966 wurde mit dem Turnverein Ossweil eine Turngemeinschaft gegründet, mit der 1972 als überragender Gruppensieger der Aufstieg in die Kreisklasse I gelang. Von 1960 bis 1978 versäumten die Turner kaum eine Gelegenheit die Begeisterung von Turnfesten mitzuerleben. Neben den Deutschen Turnfesten waren sie bei Schwäbischen Landesturnfesten und Gauturnfesten vertreten. Mitte der 70er Jahren löste sich die Turngemeinschaft auf.

SGV Freiberg

Das Jahr 1972 leitete, zunächst ganz unmerklich, weitreichende Veränderungen ein. Die drei Gemeinden Beihingen, Geisingen und Heutingsheim vereinten sich in der neuen Gemeinde und späteren Stadt „Freiberg am Neckar“. Am 31.Juli 1974 wurde aus dem SGV Heutingsheim der SGV Freiberg. In den Jahren danach stieg die Zahl der Mitglieder in der Turnabteilung stark an. Grund dafür war sicher neben dem Leistungsturnen das Ziel, Turnen, Spiel und Sport auch für diejenigen anzubieten, die Spaß an der Bewegung haben und ihre Gesundheit erhalten wollen. Dabei wurde das Leistungsturnen nie vernachlässigt. Fördergruppen verhalfen zu hervorragenden Leistungen. Zu den herausragendsten Turnern zählten Simone Kurrle und Jürgen Florinski. Beide gehörten zu den besten im Turngau. Turnen und Sport wurde für Frauen immer wichtiger. Diese Tatsache veranlasste auch den SGV Heutingsheim, 1963 eine Frauengymnastik anzubieten. Die Frauen kamen gerne, so dass in den 80er Jahren weitere Gruppen ins Leben gerufen werden mussten. Bei den jährlich stattfindenden Vereinsmeisterschaften zeigen sie in Schauvorführungen Kostproben der Übungsabende. 1974 kam das Freizeitangebot für Männer- Spiel und Sport für Jedermann. 1975 wurde das Mutter und Kind- Turnen und später auch ein Vorschulturnen ins Programm aufgenommen. Zug um Zug wurde das Angebot im Breiten- und Freizeitsport erweitert. Mit Gymnastik und Tanz für Ältere wurde 1978 eine weiter Lücke geschlossen.. Auch für Jugendliche wurden neue Anreize geschaffen. So zeigte 1972 eine Gymnastikgruppe anlässlich eines Tanzabend  für Teens eine Tanzeinlage, die so erfolgreich war das noch am selben Abend die Tanzgruppe „Die Zwölf“ gegründet wurde. Auch beim Wimpelwettstreit und Turngruppenwettstreit ist das Können der ganzen Gruppe gefragt. 1967 stellten wir uns zum ersten Mal dieser Herausforderung. Der große Erfolg blieb vorerst noch aus. In der Folgezeit wurde hier der Schwerpunkt in der Jungendarbeit gesetzt. Der Einsatz lohnte sich. 1975 brachten die WW- Mädchen den ersten Gauwimpel nach Hause. Die Arbeit über rund 4 Jahrzehnte wurde mit beachtlichen Erfolgen belohnt. 23mal Gaumeister, 23mal bei Baden-Württembergischen Meisterschaften angetreten, dabei 1984 als Meister, und 1992 als „Vize“ nach Hause gefahren. 1985 und 2004 gelang sogar die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaften. Im März 1983 schwappte von Amerika die Aerobic-Welle zu uns herüber. Die Turnabteilung war als erste im Umkreis mit einem Kursangebot zur Stelle. Dem Aerobic- Angebot folgte die Jazzgymnastik. Gebührend wurde 1998 das 100jährige Jubiläum gefeiert. Was früher das Abturnen war ist heute die Vereinsmeisterschaft und nach wie vor der Höhepunkt im Turnerjahr. Seit 2002 ermitteln die Turnabteilungen des SGV und des TuS Freiberg gemeinsam ihre Meister. Im Folgejahr kam der Turncup hinzu. Er zeichnet den besten Turner/in beider Vereine aus. Um den Bewegungsdrang im Freien gerecht zu werden, wurde 2005 Walking ins Programm genommen. Ein großer Tag für die „Macher“ der Turnabteilung war der 13. Mai 2007 mit der Ausrichtung der Meisterschaften des Schwäbischen Turnerbundes in den Gruppenwettkämpfen. 350 Teilnehmer in 31 Mannschaften hatten die Turnabteilung vor einer großen Herausforderung gestellt. Die Belohnung dafür waren volle Ränge in der Stadthalle. Auch drei Gruppen des SGV waren am Start, von denen sich die Jüngsten (SGW 1) über die Silbermedaille freuen durften. 2009 nahm eine kleine Gruppe Turner/innen am Internationalen Deutschen Turnfest in Frankfurt am Main teil.

 

Turnverein SGV Freiberg e.V.

2010 haben sich die einzelnen Abteilungen vom Hauptverein abgespaltet und bilden nun eigenständige Vereine. Die ehemalige Turnabteilung nahm den Namen „Turnverein SGV Freiberg“ an. Mit der Neugründung der Gardetanzgruppen in dem Turnverein erweiterte sich im Herbst 2012 das Angebot für tanzbegeisterte Jugendliche. Anlässliich des 100-jährihen Besehen der Turnfahne wurde diese am 21.Juli 2013, im festlichen Rahmen des ökomenischen Gottesdienstes auf dem Freiberger Bürgerfest, geweiht. Die zuvor restaurierte Fahne, die Fahnenbänder und der Fahnengurt erstrahlten in neuem Glanz . 2013 trat die Kung-Fu Abteilung des SGV Freiberg dem Turnverein bei.

Derzeit bietet die der Turnverein SGV Freiberg in 19 Gruppen, von Eltern-Kind-Turnen bis Seniorengymnastik, Spiel, Sport und Bewegung für jedes Alter.

 

Vorstände und Turnwarte 1898 bis 1958

Ludwig Wied, Friedrich Nonnenmann, Fritz Reule, Herman Krämer, Otto Vogt, Karl Schick, Wilhelm Steinhilper, Eugen Weissinger, Otto Eisenbraun, Emil Messerschmid, Fritz Mayer, Franz Krämer, Paul Nonnenmann, Willy Belser, Wilhelm Wölper, Karl Maier, Josef Troll.

 

Ehrenamtlich Tätige von 1959 bis heute Vorstände, Abteilungsleiter und Turnwarte
1959 bis 1964 Paul Nonnenmann
1958 bis 1969 Franz Klasen
1970 bis 1973 Waldemar Würth
1974 bis 1984 Erika Böhler
1985                 Jutta Schaible
1986 bis 1990 Ingrid Kockert
1991 bis 2000 Helga Schubert
2001 bis 2007 Birgit Reimer
2008 bis 2010 Gundula Dewald
seit 2010 ……… Ivonne Selent